Dialoge richtig SchreibenWie ihr vermutlich wisst, sitze ich aktuell am zweiten Band meiner Reihe „Die Tesphirgarde“ (Deren Titel ich übrigens aus Marketinggründen vielleicht nochmal ändern werde, aber das nur am Rande). Etwas, das ich im ersten Teil der Reihe nur sehr spärlich verwendet habe sind Dialoge. Das hatte einen einfachen Grund: Ich hatte Angst vor ihnen. Sie sind schwierig in Szene zu setzen, wenn man nicht weiß, worauf man achten muss. Deshalb will ich den folgenden Blogbeitrag genau diesem Thema widmen.

Wie man es nicht macht

Rollen wir das Thema zunächst von hinten auf und schauen uns an, wie man es nicht machen sollte. Es gibt einige grundlegende Fehler (Die ich auch oft gemacht habe), die sich leicht vermeiden lassen. Fehler Nummer eins ist ein linearer und vorhersehbarer Gesprächsablauf. Ein Beispiel:

Jim: Wie geht es dir?
John: Gut, und selbst?
Jim: Auch gut. Danke der Nachfrage.

Hier haben wir einen simplen Dialog, ohne jegliche Aussagekraft. Es fällt schnell auf, dass dieses Gespräch erstens unglaublich langweilig ist, zweitens nichts über die Charaktere aussagt und drittens in keinster Weise die Geschichte voranbringt. Gute Dialoge sollten aber zumindestens zwei dieser Punkte erfüllen, ansonsten ist es besser, sie wegzulassen. Womit können wir das genannte Gespräch also aufpeppen? Gehen wir die drei Punkte doch einmal der Reihe nach durch. Da wäre zunächst das Vorantreiben des Plots.

Plotbezogene Dialoge schreiben

Ein Dialog sollte mit der Geschichte zusammenhängen und diese ggf. vorantreiben. Die beteiligten Protagonisten könnten eine Idee haben und erläutern oder einen Plan schmieden. Vielleicht zerstreiten sie sich auch und legen so den Grundstein für den Grundkonflikt der Geschichte. Eine entsprechende Abwandlung des oben genannten Dialogs könnte wie folgt aussehen:

Jim: Wie geht es dir?
John: Was interessiert es dich? Verschwinde von hier, Verräter!
Jim: So dankst du es mir? Ich habe es nur für dich getan!

Hier wird sofort der Konflikt deutlich. Sollte der Leser zu diesem Zeitpunkt noch nicht wissen, worüber die beiden sprechen, so führt dieser Dialog gleich noch ein Geheimnis mit ein, das die Spannung steigen lässt. In jedem Fall wird deutlich, dass die beiden Charaktere sich nach diesem Dialog eine Zeit lang nicht sehen werden. Später könnten sie als Feinde wieder aufeinander treffen oder müssten widerwillig erneut zusammen arbeiten, um die Welt zu retten. Zusätzlich zum Bezug zur Geschichte lässt dieser Dialog uns auch etwas über die Akteure erfahren. Kommen wir also zum nächsten Thema.

Charakterentwicklung durch Dialoge

Charakterentwicklung beschreibt den Prozess, denn eure Protagonisten im Laufe der Geschichte mitmachen, um zum Helden (Oder Bösewicht) zu werden. Das plotbezogene Beispiel oben macht das bereits gut deutlich, aber wir wollen das Thema der Charakterentwicklung im Dialog noch etwas vertiefen. Besonders gut wurde das Konzept übrigens in dem Film „Fluch der Karibik“ umgesetzt. In der Szene, in der Will und Jack sich in der Werkstatt duellieren lernen sich die beiden nicht nur kennen, es werden auch alle Unterschiede zwischen den beiden Akteuren deutlich gemacht. Während Will einen fairen Kampf ausfechten möchte schummelt Jack, wo es nur möglich ist. Eine wirklich gelungene Vorstellung der Protagonisten. Zum Abschluss noch ein kurzes Beispiel:

Jim: Wie geht es dir? Ich mache mir Sorgen um dich.
John: Kümmer dich um deinen eigenen Scheiss!
Jim: Gut, aber morgen brauchst du auch nicht mehr ankommen!

Im ersten Moment scheint dieser Dialog nur eine Abwandlung des Beispiels oben zu sein. Wenn man aber genau hinsieht wird deutlich, dass nicht nur der Streit zwischen den beiden Akteuren hervorgehoben wird, sondern Jim zusätzlich noch seine Meinung ändert und John fortan keine Hilfe mehr gewähren will. Natürlich sind drei Zeilen für gewöhnlich viel zu kurz, um wirklich Charakterentwicklung zu betreiben, aber die Aussage wird so besser verständlich.

Ein letzter Tipp zum Abschluss

Eine Grundregel, die das Schreiben von Dialogen deutlich erleichtert ist: Niemals mit offensichtlichen Antworten arbeiten. Wenn der Leser im Voraus weiß, was der gefragte Antworten wird, dann hat der Dialog seinen Zweck nicht erfüllt. Natürlich gilt das nicht immer. In einer dramatischen Verabschiedung zweier Liebender ist es nur natürlich, wenn der andere auf „Ich liebe dich“ mit „Ich dich auch“ antwortet. Aber schon Han Solo wusste, dass „Ich weiß“ einfach viel cooler klingt.